Abschlussbericht über die Reise unseres Vereinsmitglieds Fadul Andusa nach Tiné Tschad vom 24.05. bis 27.06.2011

Im ersten Teil des Abschlussberichtes beschäftigt sich Fadul Andusa mit der Situation der von der Darfur-Hilfe e. V. gebauten Schule sowie der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage in dieser Region.
Im zweiten Teil des Berichtes wird erläutert, in welcher Form unser Verein mit Hilfe der Spendengelder die Förderung unserer Schule und des Umfeldes  in Tiné fortgesetzt hat.
(1) Ein Blick auf die Schule von außen
Man sieht die Mauer, die aus Ziegelsteinen gebaut ist. Sie ist ca. 2 Meter hoch,  nördlich der Mauer findet man drei Räume. Das sind die Toiletten, eine für die Lehrer, eine für die Schüler, und die dritte ist für die Mädchen und Lehrerinnen gebaut, jedoch leider ohne Tür .
Auf der Südseite befindet sich der Kindergarten: Ein Raum aus Stroh gebaut, das jedoch nicht so dicht gebündelt ist und somit nur eingeschränkt Schutz vor der intensiven Sonnenstrahlung gibt.
In diesem „Strohhaufen“ befinden sich kleine Kinder, das Älteste von ihnen ist fünf Jahre alt.  Es gibt kaum Material, mit dem sich diese kleinen Kinder beschäftigen können. In Sudan ist es üblich, dass auch schon im Kindergarten unterrichtet wird. Es fehlt jedoch in diesem sogenannten Kindergarten an allem: keine Tafel, kein Lehrmaterial, keine Kreide.
(2) Inneres der Schule
Innerhalb des Schulgeländes befinden sich im Norden die von der Darfur Hilfe e. V. gebauten Gebäude, die aus vier Räumen bestehen: Ein Lehrerraum, ein Raum für die Lehrerinnen, ein Unterrichtsraum sowie ein Lagerraum.
Auf der Westseite findet man fünf Klassenräume, aus Lehm gebaut. Südlich findet man ein paar Klassenräume und Wasserbehälter, die ohne Sonnenschutz sind.

Politische Situation:

Die sudanesische Regierung bombardiert nach wie vor die Bevölkerung bzw. die Dörfer und terrorisiert die Flüchtlinge. Sie kommen bewaffnet zu den Flüchtlingslagern und bedrohen sie.
Die Darfuris selbst sind nicht in der Lage, sich zu einigen. Jede Ethnie hat ihre eigene Bewegung und bekämpft die Regierung auf ihre Art. Das verursacht viele Probleme, man bekämpft sich gegenseitig, anstatt zusammen gegen die Mächtigen zu kämpfen.

Ökonomisch:

Das Leben in den Flüchtlingslagern ist sehr traurig. Es fehlt an allem: Arbeit, Geld und Beschäftigungsmöglichkeiten für Männer. Vor dem Krieg besaßen die Darfuris alle Arten von Tieren. Sie konnten  eigenständig ihren Lebensunterhalt sichern , sie reisten sogar nach Libyen und in andere arabische Länder, um Arbeit zu suchen. Dies ist heute nicht mehr möglich.

Soziales:

Es findet ein Gesellschaftsverfall aufgrund der Feindseligkeit zwischen den ethnischen Gruppen statt. Das friedliche Leben ist zerstört, unter anderem wurde diese Situation durch die unterschiedlichen politischen Gruppierungen herbeigeführt.
Es ist ein schleichender Zerfall der Moral aufgrund der Armut und Arbeitslosigkeit zu beobachten. Sicher es ist für die muslimische Gesellschaft sehr schwer, eine unverheiratete Frau, die ein Kind zur Welt bringt, zu akzeptieren. Sie geben nicht nur der Frau, sondern auch dem Kind die Schuld. Das Kind wird schlecht behandelt und lebt von Anfang an in einer Randgruppe. Die Mütter dieser Kinder werden nicht mehr heiraten, das hat negative Konsequenzen für sie und ihr Kind. Die gesamte Sozialstruktur dieser Region ist zerstört und es wird lange dauern, bis wieder ein einigermaßen normales Leben möglich ist.
Aktuelle Situation unserer Schule sowie die Aktivitäten von Fadul Andusa zur Verbesserung der Situation:

Es gibt drei Schulen in Tiné, die von unserem Verein Unterstützung erwarten
–    Alnour Schule mit ca. 650 Schüler und Schülerinnen
–    Almustagbal Schule mit ca. 600 Schüler und Schülerinnen
–    Kifah Schule mit ca. 700 Schüler und Schülerinnen

Die Schulgebühren betragen 15.000 sudanesischer Pfund (ca. 3 Euro) monatlich für jedes Kind (dies ist einheitlich in allen Schulen in Tine). Zusätzlich müssen die Kinder das erforderliche Lehr- bzw. Lernmaterial kaufen (ausgenommen sind die Kinder der Kifah Schule, da das Material in dieser Schule von der Darfur Hilfe e.V. bereit gestellt wurde).

Die zentrale Prüfung für den Übergang von der Basis- zur Oberschule (also ab Klasse 9) haben alle Kinder der Kifah Schule bestanden. Die beiden Schulen in Tine sind auch im Verhältnis zu allen anderen Schulen im gesamten Darfur sehr erfolgreich.

Der Bauzustand der beiden Schulen (Almustagbal & Alnour) ist sehr miserabel. Demgegenüber ist die Kifah-Schule in einem guten bis sehr guten Zustand.

Die von unserem Verein gebauten Klassenräume, die von der im vorletzten Jahr gebauten Mauer umgeben sind, werden von der Kifah-Schule benutzt. Dies geschah mit Einvernehmen der anderen Schule, weil die Kifah-Schule ihre Räume in der Nähe der gebauten Klassenräume hatte.

Fadul Andusa hatte ein Budget von 11.500 € Spendengelder, die für Investitionen vor Ort verausgabt werden konnten. Er sprach in Tine mit den Lehrerinnen und Lehrern, um gemeinsam mit ihnen die  Prioritäten festzulegen und die Umsetzung der Kauf- oder Bauvorhaben selbst durchzuführen.
Folgendes Material wurde gekauft: Tafel, Tische, Kreide, Schränke, Stühle, Matten etc. Außerdem hatte das Komitee den Wunsch, auch die Räumlichkeiten für den Kindergarten sowie die Küche zu erneuern bzw. überhaupt zu bauen, so dass auch ein Teil der Gelder in den Bau dieser Gebäude geflossen ist.