Christenverfolgung im Sudan: Zerstörung von Kirchen und Übergriffe auf Gläubige nehmen zu – Gotteshaus in Khartum niedergerissen
Nachdem gegen den Widerstand der Gemeinde am Dienstag in der sudanesischen Hauptstadt Khartum mit dem Abriss einer Kirche begonnen wurde, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Behörden vorgeworfen, Christen gezielt an der Ausübung ihres Glaubens zu hindern, Kirchen zu zerstören und Gläubige massiv einzuschüchtern.„Mit der Zerstörung von Kirchen und der Einschränkung der Glaubensfreiheit religiöser Minderheiten verletzt der Sudan sowohl Völkerrecht als auch die eigene Verfassung“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. „Christen und andere religiöse Minderheiten dürfen nicht wie Freiwild behandelt werden, deren Eigentum willkürlich beschlagnahmt und deren Glaubensausübung beliebig behindert werden kann“.
Kirche in Bahri gesperrt – Polizei reisst Gotteshaus ein
Am 2. Dezember 2014 hat die Polizei die evangelische Kirche Bahri im Norden von Khartum für alle Gläubigen gesperrt und damit begonnen, das Gotteshaus niederzureißen. Vorangegangen war ein mehrwöchiger Streit mit der Gemeinde um die Eigentumsverhältnisse an dem Gelände. 37 junge Gläubige aus der Gemeinde wurden festgenommen und in Schnellverfahren zu Geldstrafen verurteilt. Ihnen wurde von den Behörden vorgeworfen, den Räumungsbefehl nicht befolgt und Widerstand gegen Polizisten geleistet zu haben. Auch fünf führende Repräsentanten aus der Gemeinde wurden festgenommen.
Das Kirchengebäude war beschlagnahmt worden, nachdem Investoren Ansprüche auf das Gelände geltend gemacht hatten. Nachdem am 17. November zunächst das Jugendzentrum der Gemeinde niedergerissen worden war, hatten Gläubige mit einer Menschenkette den Abriss weiterer Gebäude verhindern können. Außerdem beantragte die Gemeinde vor Gericht eine Aufhebung der Abriss-Verfügung und legte Eigentums-Urkunden für das Grundstück vor. Das Gericht kündigte an, am 4. Dezember über den Streit zu entscheiden. Doch die Behörden erwirkten erneut eine Abriss-Verfügung und rückten am 19. November wieder mit Bulldozern vor, um das Gotteshaus zu zerstören. Mit einer Menschenkette verhinderten hunderte Gläubige den Abbruch des Gebäudes.
Die Zerstörung des Gotteshauses ist kein Einzelfall im Sudan. Auch im Juni und Februar 2014 waren bereits zwei Kirchen in Khartum und Omdurman auf Anordnung der Behörden niedergerissen worden. Sudans Religionsminister Shalil Abdullah bekräftigt seit Monaten, man werde keine Genehmigungen für den Bau neuer Kirchen erteilen. Einschränkungen der Glaubensfreiheit für Christen sind nicht neu im Sudan, haben aber seit der Unabhängigkeit des Südsudan im Jahr 2011 nochmals zugenommen. Im Juni 2014 hatte der Fall der wegen Apostasie zum Tode verurteilten jungen Mutter Mariam Yahia Ibrahim weltweit Empörung ausgelöst. Nach Protesten in aller Welt kam sie frei und konnte den Sudan schließlich am 24. Juli 2014 verlassen.