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Chronik Schulberichte

Die Lage der Schulen in Tiné 2005: Ein Bericht

Lesen Sie, wie eine „Schule“ in Tine aussieht, wie schlecht Schule, Lehrer und Kinder ausgestattet sind und wo Mittel fehlen. Der Bericht zeigt auch, was der Darfur-Hilfe e.V. leisten konnte und was er plant.

Grundschülerinnen und Grundschüler im provisorischer Schule

Übersicht zum Bericht 2005

  1. Flüchtlingsschulen in Tine-Tschad
    • Die Schule „Tine 1“, Tine-Tschad
    • Das größte Problem? Fehlende Bücher!
    • Problem Ernährung
    • Fehlende Tafeln und andere Schulgeräte
    • Gebäude und Miete
    • Wie Prüfungen absolvieren?
    • Das Schulgeld
    • Kindergarten ohne Ausstattung
    • Besuch der Schule „Tine 2“, Tine-Tschad
    • Keine Sitzgelegenheiten
    • Fehlende Tische und Stühle
    • Besuch der Schule „Tine 3“, Tine-Tschad – die schlechteste
  2. Schulen im Flüchtlingslager Am Nabak (Duguba)
    • Probleme: Lehrergehalt, Schulwächter-Gehalt, Gebäude

    3. Schlussfolgerungen für Darfur-Hilfe e.V.

Nachtrag: Aktionen und Regeln der UNICEF in Darfur

1. Flüchtlingsschulen in Tine-Tschad

Die Schule „Tine 1“, Tine-Tschad

Tine-Tschad ist eine Grenzsiedlung an der sudanesischen Grenze. Ein Wadi trennt sie von Tine-Sudan. Seit dem Beginn des Darfurkonflikts ist Tine Durchgangsort und Standort vieler Flüchtlinge aus dem Darfur. In Tine selbst errichtete keine der internationalen Organisationen ein Flüchtlingslager, da die unmittelbare Grenznähe dies verbietet. Dennoch sind weiterhin mehrere tausend Einwohner von Tine-Tschad Flüchtlinge. Nachdem die Mehrheit der noch vor einem Jahr hier ansässigen Flüchtlinge in Flüchtlingslager umgesiedelt wurden, halten sich auch keine internationalen Organisationen mehr in Tine auf. Es liegt außerhalb ihres Einsatzgebietes.

Seit 2004 entstanden in Tine-Tschad drei Flüchtlingsschulen. Lehrer und Flüchtlinge gründeten sie in Eigeninitiative. Neben den Flüchtlingsschulen gibt es weitere, staatliche tschadische Schulen, deren Schulsystem, anders als im Sudan, französisch geprägt ist. Einige Flüchtlingskinder konnten auch in diesen Schulen unterkommen. Andere leben bei Familienmitgliedern in einem der Lager oder wurden in sudanesische Städte zu Verwandten geschickt, um eine Schulbildung wahrnehmen zu können. Für die ersten sieben Schuljahre stehen nun auch die Flüchtlingsschulen in Tine-Tschad zur Verfügung. Die eigenen Möglichkeiten sind sehr eingeschränkt. Eine Unterstützung durch internationale Organisationen besteht hier nicht.

Direktor aller Schulen in Tine und im Flüchtlingslager Am Nabak (Duguba) ist Adam Shoggar.

Die größte Schule in Tine ist die Schule „Tine 1“. Sie liegt im Zentrum der Ortschaft. Schuldirektor in „Tine 1“ ist Hussein Hashim Obey.

Neben dem Schuldirektor unterrichten in der Schule Tine 1 zehn weitere Lehrer, sechs Lehrer und vier Lehrerinnen. Sie sind alle Sudanesen. Es sind:

  • Salim Abdelgadir
  • Ahmed Muhammed Sandal
  • Sherif Abdel –Shafi Ahmed
  • Adam Abdel –Gidir Ahmed
  • Bukhid Abakr Saleh
  • Aziza Abdallah Tom
  • Amne Ibrahim Ahmed
  • Howa Muhammed Tagel
  • Aisha Zakaria Aristo

Die Lehrer in Tine kommen alle aus Tine-Sudan und haben bereits dort unterrichtet. Sie kennen daher die Schüler und haben sich ihre Schule selber organisiert. Unterrichtet werden nach dem sudanesischen System die Fächern Arabisch, Religion (Islam), Mathematik, Englisch (ab Klasse fünf), Geschichte, Geographie, Sport (jeden Tag etwa 20 Minuten) und Kunst. Die Kinder gehen mit 6 bis 8 Jahren in die erste Klasse.

Die Schule hat zur Zeit (Nov. 2005) sieben Klassen mit insgesamt 392 Schülern.

  1. Klasse mit 109 Schüler. Auf grund der hohen Schülerzahl in der erster Klasse ist die Klasse in zwei erste Klassen geteilt.
  2. Klasse mit 69 Schülern
  3. Klasse mit 56 Schülern
  4. Klasse mit 41 Schülern
  5. Klasse mit 43 Schülern
  6. Klasse mit 41 Schülern
  7. Klasse mit 33 Schülern

In den Klassen werden Mädchen und Jungen zusammen unterrichtet. Der Unterricht findet zwischen 7-13.15 Uhr statt. Sie haben jeden Tag sechs Stunden, à 45 Minuten. Eine Frühstückspause von 50 Minuten liegt dazwischen. Die erste und zweite Klasse geht nach der Frühstückspause nach Hause. Nach jeder Stunde sind fünf Minuten Pause.

In der Schule „Tine 1“ sind 75 % sudanesische Flüchtlingskinder und etwa 25 % tschadische Kinder.

Das größte Problem? Fehlende Bücher!

Der Darfur-Hilfe e.V. konnte Schulmaterial für Am Nabak beschaffen. Auf dem Schild steht: „This School is supported by Darfur Help Foundation“.

Auf die Frage, was das größte Problem in der Schule darstellt, wurde das Fehlen von Büchern als erstes genannt. Es gibt nur wenige Schüler, die Bücher besitzen, nämlich etwa 10 %. (Bei dem Beschaffen von Büchern durch den Darfur-Hilfe Verein im August 2005 wurden 840 Bücher gekauft, die alle in das nahe gelegene Flüchtlingslager Am Nabak gebracht wurden. Diese Schule hat keine Bücher vom Darfur-Hilfe Verein bekommen). Die Schüler müssen sich ihre Bücher selber auf dem Markt kaufen.

Problem Ernährung

Ein weiteres Problem stellt das Frühstück dar: Viele Schüler kommen von weit her und können sich kein Frühstück kaufen. Sie wohnen aber auch zu weit entfernt, um in der Frühstückspause nach Hause zu gehen.

Fehlende Tafeln und andere Schulgeräte

Als weiteres Problem wurden fehlende Tafeln genannt, sie seien kaputt. Man nutzt daher zum Teil Stoffe, um darauf zu schreiben. (ich habe aber in jeder Klasse eine funktionierende Tafel gesehen).

Es fehlen Schulgeräte wie Dreiecke, Zirkel, Darstellungsgegenstände wie z.B. Uhren.
(Sie haben eine einzige Kiste mit Zirkel, Uhr und einige wenige Bücher von UNICEF bekommen).
Es fehlen Sitzmöglichkeiten. Die Schüler sitzen auf dem Boden, teils im Sand, teils auf Plastiksäcken, teils auf mitgebrachten Matten.

Gebäude und Miete

Die Gebäude (Strohhütten) sind baufällig.
Das Büro der Lehrer muss angemietet werden, es kostet Geld. Früher war es ein Laden. Auch die Schule befindet sich auf einem Gelände von Privatpersonen, das angemietet werden muss.

Wie Prüfungen absolvieren?

Ein weiteres Problem ist das der 8. Klasse: Nach der achten Klasse muss eine Prüfung absolviert werden, um den Zugang zu einer höheren Schule zu erlangen. Aber es gibt zur Zeit keine Möglichkeit, hier eine Prüfung zu absolvieren. UNICEF müsste die Prüfungen aus dem Sudan holen und eine allgemeine Prüfung angeboten werden. Daher gibt es bisher höhere Schulen weiterhin nur im Sudan. Schulbildung ist somit nur bis zur siebten Klasse möglich.

Das Schulgeld

Jeder Schüler muss 1.500 SD (etwa 5 €) im Monat Schulgeld zahlen.
In Tine bekommen die Lehrer 30.000-35.000 SD (etwa 100-110 €) im Monat. In Am Nabak bekommen die Lehrer 35.000 CFA (etwa 54 €). Nach Auskunft der Lehrer in Tine besteht in Am Nabak ein geringeres Bücherproblem. Dort sind nur 60% der Kinder ohne Bücher, die Kinder dort müssen auch nicht selber ihre Bücher beziehen. Auch die Gebäude in Am Nabak sind besser.
Die Kinder in Tine gehen hier zu Schule, weil ihre Eltern kleine Läden auf dem Markt besitzen und daher nicht in die Lager umziehen wollen.

Kindergarten ohne Ausstattung

Angegliedert an der Schule „Tine 1“ ist ein Kindergarten. Die Leiterinnen sind Sittana Ibrahim Hamid und Bukhita Abdel-Shafi Sabun. Der Kindergarten umfasst zur Zeit 40 Kinder, die von 7 bis 10 Uhr dort sind.

Die Kinder werden von ihren älteren Geschwistern mit zur Schule genommen. Sie besitzen keine Spielsachen, keine Stifte, kein Papier, keine Bücher und haben bisher keine Unterstützung von UNICEF oder einer anderen Organisation bekommen. Im Sudan gab es in einem Kindergarten immer auch einiges Spielzeug.

Besuch der Schule „Tine 2“, Tine-Tschad

Südlich von Tine haben sich während der Flüchtlingsströme seit September 2003 Flüchtlinge aus dem Sudan angesiedelt, Das so entstandene Flüchtlingslager nannten die Organisationen damals „Tine 2“. Viele der Flüchtlinge leben noch jetzt in der Region, andere sind mit ins Flüchtlingslager Am Nabak umgesiedelt worden. Die jetzt dort lebenden Flüchtlinge werden in keiner Weise durch Organisationen unterstützt.

Die Schule „Tine 2“ rekrutiert ihre Schüler ausschließlich aus diesem Gebiet. 85% kommen aus dem Sudan, 15% aus dem Tschad. In erster Linie kommen die Kinder ursprünglich aus Tine-Sudan, nur einige wenige aus Um Buru oder Karnoy.

Die Schule hat zur Zeit 344 Schüler in sieben Klassen, wobei auch in dieser Schule die erste Klasse zwei Klassen umfasst.

Unterrichtet werden die Schüler von fünf Lehrern und drei Lehrerinnen, die alle aus Tine-Sudan kommen.

  • Bukhit Hassan Makin
  • Mohammed Saleh Omar
  • Sharif Ibrahim Fadl
  • Ahmed Ibrahim Breko
  • Bukhit Hashim Tamoni
  • Nour-Essham Gabr Giri
  • Subaida Mahmud Adam
  • Sainab Adam Nasser

Die Schüler teilen sich sieben Klassen auf:

  • Klasse a) 55, b) 45 Schüler
  • Klasse 55 Schüler
  • Klasse 53 Schüler
  • Klasse 50 Schüler
  • Klasse 43 Schüler
  • Klasse 25 Schüler
  • Klasse 18 Schüler

Die Schüler sind zu etwa 60% Jungen, zu 40% Mädchen. Sie werden gemeinsam unterrichtet. Auf die Frage, was das größte Problem in der Schule darstellt, wurden die fehlenden Bücher genannt. Hier besitzen nur etwa 5 % der Schüler Bücher, die auf dem Markt gekauft wurden. Sie arbeiten in Gruppen, so dass die übrigen Kinder mit in ein Buch gucken können.

Keine Sitzgelegenheiten

Auch sie haben keine Matten zum Sitzen, sie sitzen auf zusammengenähten Plastiksäcken, um etwas gegen Schmutz und Staub geschützt zu sein. Sie sind im Sommer sehr heiß, außerdem verursacht das Sitzen auf dem Boden Rückenprobleme

Sie haben keine Unterstützung von UNICEF bekommen.

Fehlende Tische und Stühle

Ihnen fehlen Stühle und Tische; die ganze Schule besitzt nur sieben Stühle für die Lehrer.
In der Schule „Tine 2“ dient eine Strohhütte zwei Klassen. Die dünnen Strohwände stellen keinen Geräuschschutz dar, so dass es eine große Konzentration bedeutet, dem eigenen Lehrer zu lauschen und nicht dem Lehrer oder dem Lehrstoff der nebenan liegenden Klasse zuzuhören.

Im schlechtesten Zustand: Schule „Tine 3“, Tine-Tschad

Die Schule „Tine 3“ liegt westlich vom Markt an der Ortsgrenze Tine-Tschad. In dem Gebiet waren der Großteil der Flüchtlinge nach den Flüchtlingsströmen angesiedelt, bevor sie umgesiedelt wurden. Noch heute ist das ganze Gebiet von Flüchtlinge bewohnt und sieht noch genauso ärmlich aus wie 2003/4. Sie sind von Unterstützung, Distributionen und Entwicklungen durch die Hilfs-Organisationen ausgeschlossen, weil man sie gerne in ein Flüchtlingslager verlegen würde. Sie lehnen dies aber ab: Tine ist Marktzentrum und bietet daher Arbeitsmöglichkeiten, wenn auch in geringem Umfang. Außerdem möchten die Menschen nicht von den Organisationen abgängig sein.

Die Schule „Tine 3“ besteht nur aus Klasse eins und zwei, den jüngsten Kindern, die zu klein sind, in die anderen beiden weiter entfernt liegenden Schulen zu gehen. Es sind zwei Strohhütten, deren Zustand sehr schlecht ist und instandgesetzt werden müsste. Die etwa 100 Kinder teilen sich einen Lehrer, der zwischen den beiden Klassen hin und her wechselt. Bücher gibt es keine.

Die Schule „Tine 3“ ist die Schule in Tine, die sich im schlechtesten Zustand befindet.

Oktober 2006: Bücher und weiteres Unterrichtsmaterial für das Schulprojekt kommt in Grundschulen von Tiné an

Meike Meerpohl hat im Oktober 2006 wieder für das Schulprojekt des Darfur-Hilfe e.V. in Tiné und im Flüchtlingslager Am Nabak (Duguba) recherchiert und mit den Kräften vor Ort die Beschaffung und Verteilung von Schulmaterial organisiert. Hier ihr Bericht über Fortschritte und die Dankbarkeit der Schüler und Lehrer, aber auch über die schlechte Gesamtsituation im Grenzgebiet von Sudan und Tschad.

1174 Schüler. 24 Klassen. Vier Schulen. Innerhalb von zwei Stunden wurden mir die verschiedensten Lieder, Gedichte und Sprüche in Englisch und Arabisch vorgesungen. An die 200 Fotos sind gemacht worden. Nun bin ich etwas erledigt, aber auch beeindruckt, gerührt und erfüllt.

Worum geht es hier? Es geht um meinen letzten Besuch in Tiné, dem tschadischen Dorfteil des grenzüberschreitenden Dorfes an der sudanesischen Grenze und damit zu Darfur. Mittlerweile zählt der Ort an die 20.000 Einwohner, die Mehrzahl sind sudanesische Flüchtlinge aus Darfur. Sie leben nun schon seit drei Jahren hier. Und warten. Warten auf Frieden. Doch stattdessen gehen die Taten in Darfur weiter, Friedensabkommen nur auf dem Papier, während die Kriegsflugzeuge weiterhin über der Region kreisen und damit auch über Tiné. So war es zumindest bei meinem dreiwöchigen Aufenthalt in Tiné Ende Oktober 2006.

Was vor einigen Jahren noch Hoffnung und Zuversicht war, ist in Hoffnungslosigkeit, Depression und Warten übergegangen. Die Organisationen lassen Tiné an der Grenze liegen, Fahrten dorthin werden selbst im Tschad zu unsicher. Die Afrikanische Union hat ihre Basis auf der sudanesischen Seite, bleibt aber mittlerweile auch in ihrem Camp und erstrahlt als einzige Lichtquelle nachts die Region mit ihren starken Lichtern. Die Menschen in Tiné versuchen ihr Leben so gut wie es geht mit ihren Möglichkeiten aufrecht zu erhalten. Den Markt weiterhin zu unterhalten und Handel zu treiben, ihre Tiere zu weiden und ihre Familien zusammenzuhalten. Während Familienprobleme, die aufgrund des Darfur-Konfliktes zustande gekommen sind, gelöst werden müssen. Trauerfeiern und Kondolenzzeremonien liegen weiter über Hochzeiten oder Geburtenfeiern. Gerüchte von Rebellenangriffen gehen durch das Dorf, mittlerweile hat auch der Tschad seine eigenen Rebellen. Und darüber hinaus das ständig Angst erregende fast täglich kreisende Flugzeug der sudanesischen Regierung, dessen Funk zwischen Piloten und Bodenstation über Radio mitzuverfolgen ist. Eine absurde Atmosphäre, aber der Alltag geht weiter. Man hat sich daran gewöhnt oder versucht sein Leben weiter zuführen. Ja, der Konflikt ist noch nicht zu Ende und noch viel schlimmer, ein Ende ist vorerst auch nicht in Sicht.

 

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Hilfe für Schulprojekt angekommen

Mütter und Kinder aus Darfur im November 2005, vorne links M. Meerpohl. Auf dem Schild steht: „This School is supported by Darfur Help Foundation“ (Diese Schule wird vom Darfur-Hilfe e.V. unterstützt).

© Darfur-Hilfe e.V./Meike Meerpohl

Und mittendrin diese 1174 Schüler in 24 Klassen und vier Schulen verteilt. Und wenn man einen Moment die Hintergründe, warum sie eigentlich hier sind, vergisst, so steht man vor einer Klasse, die oft über 50 Kinder beherbergt und schaut in strahlende, erwartungsvolle Kinderaugen. Denn auch sie haben ihre Situation für Momente vergessen und schauen sich die Weiße an, die da mit einer Kamera vor ihnen steht und die den meisten bekannt ist und so auch mit Namen begrüßt wird. Die Weiße, die seit einiger Zeit für einige Monate im Jahr in ihrem Dorf wohnt und forscht, heute aber mit einer anderen Aufgabe zu ihnen gekommen ist.

Da erhebt sich auch schon der Chor von 50 Kindern, die mir Gedichte oder Lieder vortragen, meist in Arabisch, die älteren Klassen auch schon mal in Englisch. Mir steigen fast die Tränen in die Augen, so gerührt bin ich, so vor der Klasse stehend und in diese erwartungsvollen großen Kinderaugen schauend. Sie sprudeln von Lebenskraft und Energie, Charme, Scheu und Verspieltheit. Sie sitzen in ihrem Klassenraum, der aus Strohmatten gebaut wurde, auf dem Boden, mittlerweile wenigstens auf Matten und nicht mehr im Dreck, wie noch vor einem Jahr. Viele der Sonnenschutzdächer und als Klassenräume dienenden Örtlichkeiten sind zu eng für die vielen Schüler. Aber die Kinder, die eine Möglichkeit haben, eine Schulbildung wahrzunehmen, kommen hier her und werden unterrichtet. Und ich muss wirklich feststellen, die Situation hat sich Dank des Darfur-Hilfe-Vereins deutlich verbessert. Mittlerweile sind fast ausreichend Bücher vorhanden, im Gegensatz zu fast keinem einzigen vor zwei Jahren, fast alle Kinder sitzen mittlerweile auf Matten und nicht mehr im Dreck, die Klassenräume sind ausgebessert und vergrößert, die Lehrer haben Lehrmaterialen wie Zirkel, Kreide, Tafeln, Hefte und Stifte. Das ist schön zu sehen. Wenn es natürlich auch noch an vielem fehlt. Umso mehr wurden die Spendengelder dankbar entgegen genommen, die ich hierher gebracht habe

Dankeschön der Lehrer und Schüler

Und hiermit möchte ich das Dankeschön der Lehrer und Schüler an euch alle übermitteln, für eure Unterstützung, euer Engagement und eure Zeit, die ihr aufbringt und aufgebracht habt und die Menschen Darfurs nicht vergesst. Und natürlich auch ein riesiges Dankeschön an alle Spender, die mit ihren Spenden 1174 Schülern eine Schulbildung ermöglichen. Die Unterstützung kommt an und verzeichnet Erfolge. So konnte noch eine weitere Schule in Tiné in die Unterstützung miteinbezogen werden, die etwas außerhalb von Tiné liegt und in der 75 % der Kinder aus dem Sudan kommen und dort unterrichtet werden.

In der Schule „Tiné 1“ danken die Lehrer

  • Hussein Hashim Obe
  • Salim Abdel Gadir
  • Muhammed- Ahmed Sandal
  • Adam Abdel Gadir
  • Sherif Abdelshafi
  • Bukhit Abakr Saleh
  • Aziza Abdallah Tom
  • Howa Muhammed Tager
  • Muhazin Hussein Hashim

Für die Schule “Tiné 2”

  • Muhammed Saleh Omar
  • Ahmed Ibrahim Brabo
  • Bukhit Hashim Targoni
  • Nureen Beshir Ahmed
  • Adam Hussein Targoni
  • Asmahan Ibrahim Muhammedeen
  • Bukhit Hassan Makin
  • Subaida Mahmud Adam
  • Sherif Ibrahim Fadl

Für die Schule “Tiné 3”

  • Idriss Yusuf Abakr
  • Mekka Bahredin Idriss

Für die Schule „Tiné- Mabkruka“

  • Ali Abdallah Hassan
  • Muhammed Ali Imam
  • Ali Abdelrahman Ibo
  • Ahmed Hussein Ube
  • Muhammed Ismail
  • Adam Abdallah Shoggar

Und mit den Lehrern sind 1174 Schüler für die Unterstützung des Darfur-Hilfe-Vereins dankbar und wenn sie es nicht täglich aussprechen würden, so ist ihnen doch eine Schulbildung möglich und sie werden es in einigen Jahren zu schätzen wissen.

Das sagen zumindest ihre Augen, in die ich hinein blicke, wenn ich da vor der Klasse stehe und ihren Liedern und Gedichten zuhöre, einige Fotos mache und dann zur nächsten Klasse gehe. Bis alle 24 Klassen geschafft sind. In der Hoffung, dass sie ihre Energie und Lebensfreude auch in den nächsten Jahren behalten und die dramatischen Erfahrungen verarbeiten. In den anschließenden Sitzungen überlege ich gemeinsam mit den Lehrern, wie die Klassen und Schulen mit den Spendengeldern, die ich überbracht habe, umgehen und für was investiert werden soll. Nach zwei Tagen, bei einem erneuten Besuch, werden mir die Investitionen durch die Schulen genau vorgeführt und quittiert.

Anschaffungen: Bücher, Tafeln, …

Es wurden weitere Bücher, Matten, Hefte, Stifte, Kreide, Stühle, Bänke, Strohmatten, Zirkel, Tafeln und Unterrichtsmaterial gekauft. Damit ist ein weiterer Fortschritt erreicht. Einige Klassen werden vergrößert werden, die letzten Klassen haben eine ordentliche Sitzunterlage bekommen, die ersten Bänke haben Einzug in die Klassen, weitere Bücher werden verteilt, ebenso wie Helfe und Stifte und ausreichend Kreide für die nächsten Monate.

So richten nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer in verschiedenen Briefen ihr „alf shukran“ an den Darfur–Hilfe-Verein und seine Unterstützer, sondern auch der Vize-Sultan Tinés, Hussein Bichara.

2006 erhielten wir einige Dankesbriefe aus Tiné. Wir veröffentlichen sie hier im Original und in der deutschen Übersetzung.

Sie geben auf ihre Art einen Einblick in die Dringlichkeit der Hilfe.

Dankesbriefe 2006 Briefe aus Tiné/Tschad

Übersetzung der drei Dankesbriefe aus Darfur/Tine-Tschad
an Darfur-Hilfe e.V Deutschland

Brief Nr. 1, 30.10. 2006
Im Namen Allahs, des Erbarmer, des Barmherzigen.
Abs.: 
Hussein El Sultan Bishara Dousa: Der Stellvertretende der Region, Verwaltungszuständiger und Repräsentant der Flüchtlinge in der Region Tine und des Flüchtlingscamps „Am Nabak“.
An: 
Die Mitglieder des humanitären Vereins (Darfur- Hilfe e.V.) in Deutschland
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich grüsse euch. Unsere Schwester und Beauftragte (Meike) des Vereins ist mit euren Grüßen, Briefen und grossen Spenden für die Flüchtlingsschulen in Tine zu uns gekommen. Wir haben alle Schulen sowie die Schülerzahlen aufgenommen und mit den Geldern die wichtigen benötigten Schulmaterialen eingekauft. 
Dafür danke ich euch sehr herzlich im Namen aller Flüchtlinge, Männer und Frauen in der Region Tine und würdige euren grossen Einsatz bezüglich eurer humanitären Hilfe an die Leittragenden eurer Brüder und Schwestern.
Unterschrift/ Stempel: 
Hussein El- Sultan Bishara Dousa
Stellvertretender der Region, Verwaltungszuständiger und Repräsentant der Flüchtlinge 
in der Region Tine und des Flüchtlingscamps „Am Nabak“.

[Original des Briefes 1, arabisch (pdf, ca. 300 kb)]

 

Brief Nr. 2, 1.11.2006
Im Namen Allahs, des Erbarmer, des Barmherzigen
Abs.: 
Die Grundschule (Annour) in Tine- Tschad, Abteilung: Kindergarten/
Lehrerin: Sittana Ibrahim Amir
An: 
Die Geschwister und Mitglieder des Vereins (Darfur- Hilfe e.V.) in Deutschland
Sehr geehrte Damen und Herren,
Gottes Friede sei mit euch. Meine Geschwister und ich danken euch sehr für eure großzügige humanitäre Unterstützung dieser kleinen Schule, die sich so auf eigene Beine stehen konnte. Unser Dank geht insbesondere an unsere deutsche Schwester (Aziza) – gemeint Meike-, die ein Teil von uns geworden ist. Sie hat uns als Beauftragte der Organisation der Darfur- Hilfe e.V. mit großem Engagement und Willen geholfen. Wir sowie die Kinder danken euch sehr und wünschen euch alles Gute und Erfolg bei der Fortsetzung eurer Unterstützung bis eine Lösung unsere Probleme gefunden worden ist. 
Unterschrift/ Stempel der Schule: .: 
Sittana Ibrahim Amir, Erzieherin im Kindergarten der Schule Annour

Brief Nr. 3, 1.11.2006 (brief-20061101-03)
Im Namen Allahs, des Erbarmer, des Barmherzigen
Abs.: 
Der Schuldirektor der gemischten Grundschule (Annour) Hussein Hashim Obe und Lehrer Mohammed Ahmed Sandel
An: 
Die Vorsitzenden des humanitären Vereins der Darfur- Hilfe e.V. in Deutschland
Sehr Geehrte,
Gruss euch allen. Unsere Schwester Aziza (Meike) ist mit euren wertvollen, großartigen und großen Hilfen zu uns gekommen. Wir haben eure Unterstützung sehr dankend sowie mit grosser Freude und Anerkennung angenommen. Wir wünschen euch beste Gesundheit und Ausdauer sowie einen Aufstieg des Darfur- Hilfe Vereins e.V. auf die Ebene einer großen internationalen Hilfsorganisation mit dem Ziel der Fortführung der humanitären Hilfe von Bedürftigen und Opfern.
Wir haben eure Unterstützung in der französischen Währung von 140.000 Franc CFA erhalten. Mit diesen Geldern haben wir Bücher und einige Schulmaterialen gemäss der beigefügten Quittungen gekauft.
Mit freundlichen Grüßen von uns Lehrern und Lehrerinnen sowie Schülern und Schülerinnen der ganzen Schule. Gottes  Friede sei mit euch.
Unterschrift/ Stempel der Schule: 
Hussein Hashim Obe/ Direktor der Schule
Mohammed Ahmed Sandel/ Lehrer in der Schule

Schulprojekt: Bericht aus Darfur vom Besuch in Tiné, Tschad, Oktober 2007

Beratungen zur Umsetzung des Schulneubaus beim Treffen des Darfur-Hilfe-Vereins im Februar 2008.

„Seit meinem letzten Besuch in Tiné ist wieder ein Jahr vergangen“, schreibt Meike Meerpohl. „Und die Lage hat sich noch immer nicht verbessert.“ Für den Verein Darfur-Hilfe e.V. besuchte sie im Oktober 2007 den Ort Tiné im Tschad. Hier hilft der Verein seit Jahren und finanziert derzeit den Bau einer Schule.
Der Darfur-Konflikt beherrscht nach wie vor die westliche Region des Sudan. Noch immer ist kein dauerhafter Friedensvertrag unterzeichnet, von Frieden fehlt weiterhin jegliche Spur. Die Regierung ist nach wie vor nicht gewillt, der verheerenden Situation ein Ende zu setzten.

Lage der Flüchtlinge unverändert

So hat sich im Alltag der Menschen, die fern ihrer Heimat in Flüchtlingslagern, bei Verwandten, IDP-Camps oder tschadischen Dörfern leben, noch immer nichts geändert. Genauso ist die Situation in Tiné fast unverändert seit meinem letzten Besuch dort im Oktober 2006. Die Ortschaft Tiné, an der Grenze zum Sudan gelegen, bildet eine Grenzstadt, deren westlicher Teil unter den tschadischen Autoritäten steht, während der östliche Teil auf sudanesischer Seite liegt, die Grenze verläuft mitten durch die Ortschaft. Der tschadische Teil beherbergt etwa 15.000 Menschen, die zum Großteil aus Darfur stammen, während der sudanesische Teil der Stadt seit mittlerweile vier Jahren menschenleer auf der anderen Seite des Wadis zu erkennen ist.

Pflege der Bausubstanz von Häusern bleibt aus

Über den Zustand der Häuser auf der anderen Seite lässt sich nur mutmaßen: üppige Regenfällen werden die Lehmmauern brüchig gemacht, Wind und Sandstürme ihr restliches getan haben, so dass die der Witterung anfälligen Häuser und Mauern mittlerweile zerfallen und eingestürzt sind. Die jährlichen Ausbesserungen an den Häusern nach Regenzeiten blieben die letzten vier Jahre aus. So beherbergt der einer Geisterstadt ähnliche, sudanesische Teil nur einige wenige Soldaten der sudanesischen Armee und eine Basis der Afrikanischen Union. Doch deren Dasein genügt, um ein Überschreiten des Wadis zu unterlassen und die tschadische Seite der Ortschaft als Wohnort vorzuziehen. Dieser wächst nach wie vor an.

Leben auf eigenen Beinen

Die Mehrzahl der Bewohner stammen aus dem Darfur und haben sich in den letzten vier Jahren hier niedergelassen, 60km entfernt von dem nächsten Flüchtlingslager Am Nabak (Duguba), um nicht in Abhängigkeit zu den mittlerweile über 80 Hilfsorganisationen zu stehen, sondern ein Leben auf eigenen Beinen zu versuchen. Das gelingt nur bedingt, da die alltägliche Situation verschiedene Probleme mit sich bringt.

Wirtschaftslage schwierig

Nicht zuletzt auch die wirtschaftliche Lage: Tine beherbergt den größten und wichtigsten Markt der Region, doch fehlen die Kunden, die zum größten Teil in einem der Flüchtlingslager leben und durch die Hilfslieferungen nicht mehr auf Produkte einheimischer Händler angewiesen sind. So haben die zahlreichen großen internationalen Organisationen die einheimische Wirtschaft geschädigt.

Schwierige Situation für einheimische Händler und Flüchtlinge

Eine schwierige Situation für einheimische Händler und Flüchtlinge, die versuchen mit Handel unabhängig zu sein und ihren Lebensunterhalt zusichern. Nichts desto trotz ziehen diese Flüchtlinge ein Leben in Tiné vor, auch wenn aufgrund der unmittelbaren Nähe zu Darfur hier keine der 80 Hilfs-Organisationen tätig ist. Wenig hat sich im Alltagsleben dieser Bewohner seit dem letzten Jahr verändert, nur die Hoffnungslosigkeit ist weiter gestiegen. Die Dorfgrenzen weiten sich aus: Immer mehr Menschen scheinen die vorübergehenden Behelfsbehausungen aufzugeben und sich hier fest anzusiedeln.

Welche Perspektiven für die Menschen in Tiné?

Keiner weiß, wie lange sie hier noch wohnen werden. Dauert der Darfur-Konflikt vielleicht auch 21 Jahre, wie sein großer Bruder, der Südsudan-Konflikt? Es scheint, als stelle man sich auf eine längere Zeit ein. Die letzten Jahren haben keine Verbesserung gebracht und was sich nur wenige Meter weiter, auf der anderen Seite der Grenze abspielt, lässt ebenfalls jeden Hoffnungsschimmer dahin schwinden. Dennoch ist für die Menschen aus Darfur klar, für immer wollen sie nicht im Tschad bleiben. In den letzten vier Jahren gehen die Flüchtlinge, die in Tiné leben, ihrem Alltag nach, ohne Unterstützung von internationalen Organisationen.

Schulbildung

Dies betrifft verschiedene Bereiche, so auch die Schulbildung ihrer Kinder. Wie bereits in vorherigen Berichten erwähnt, sind diese Schulen in Eigeninitiative der Lehrer gegründet und durch den Darfur-Hilfe-Verein durch die verschiedenen Spenden unterstützt worden. Bücher, Matten, Tafeln und Kreide wurden angeschafft und die Schulräume ausgebessert. Auch wenn der Zustand der Schule nach wie vor keinem europäischen Standard entspricht, auch nicht im Geringsten, so ist doch die Grundschulbildung bis zur achten Klasse mittlerweile gesichert. Lehrer, Schulräume und Bücher sind vorhanden, so dass der Unterricht abgehalten werden kann. Seit dem letzten Jahr steht der Gedanke im Raum, wie die Kinder auch nach der Grundschule weiterhin zur Schule gehen können. Bisher ist nach der achten Klasse Schluss.

Weiterführende Schulen nur im Sudan

Weiterführende Schulen gibt es nur im Sudan, die tschadischen Schulen verfolgen ein komplett anderes Schulsystem, ein Wechsel hierher ist nicht möglich.

Die Mädchen bleiben zu Hause, während wahrscheinlich einige Jungen in die Rebellion gehen und zu Waffen greifen, wenn sie nicht von ihren Familien zu Verwandten in Städte in den Sudan geschickt werden. Mittlerweile stehen zahlreiche Schüler aus vier Jahrgängen vor dem Nichts. Dem wollen die Lehrer seit einem Jahr ein Ende setzen und überlegen, wie eine weiterführende Schule realisiert werden kann. Bisher gibt es auch in keinem der Flüchtlingslager eine weiterführende Schule, die Organisationen, insbesondere UNICEF, hat ein solches Projekt noch nicht in Angriff genommen.

Seit einem Jahr spielt nun auch der Darfur-Hilfe-Verein mit dem Gedanken, wie eine weiterführende Schulbildung unterstützt werden kann. Im Sommer 2007 wurde beschlossen, mit Hilfe der Spendengelder den Schulbau einer solchen Schule zu realisieren. Die Lehrer der Schulen in Tiné sowie aus dem nahe gelegenen Flüchtlingslager sahen dieses Projekt als dringlich an und verzichteten dafür auf die weitere Unterstützung der Grundschulen.

Der Schulbau in Tiné

Während meines Besuches im Oktober wurden nun die Grundsteine für dieses Projekt gelegt.

Standort: Warum Tiné?

Lage von Tine in Darfur im SudanZuerst musste über den Standort der Schule entschieden werden. Wird die Schule in Tiné, im oder in der Nähe des Flüchtlingslagers errichtet? In verschiedenen Sitzungen mit den Lehrern aus Tiné und dem Flüchtlingslager Am Nabak fiel die Entscheidung zugunsten des Standorts Tiné. Dafür spricht, dass in Tiné auf eine bessere Infrastruktur als in dem kleinen Dorf Am Nabak aufgebaut werden kann und Baumaterialien vor Ort sind. Ein weiterer Vorteil ist die unmittelbare Grenznähe: Sollten die Flüchtlinge unerwartet bald in den Sudan zurückkehren können, wäre ein Schulbesuch im tschadischen Stadtteil weiterhin möglich. Gegen einen Schulbau im Flüchtlingslager spricht die Präsenz großer internationaler Hilfsorganisationen, hinter denen sich lange Ketten von Hierarchien, bürokratischen Hürden und schnell wechselnde Mitarbeiter verstecken, die jegliche fremde Projekte außerhalb ihrer eigenen Kontrolle ablehnen und behindern. Schon ein Besuch im Flüchtlingslager wird misstrauisch beäugt.
Auch ein Standort außerhalb der Lagergrenzen, in unmittelbarer Nähe dazu, erschien als undurchführbar und nicht zukunftsorientiert. Deshalb wurde Tiné als Schulstandort gewählt, auch wenn sich die Mehrzahl der Schüler im Flüchtlingslager befindet. Die Entfernung zwischen Tiné und dem Flüchtlingslager beträgt 60 km.
Schüler nach Tiné zur Schule zu schicken wurde nicht als Problem angesehen, da sie dort bei Verwandten wohnen können. Des Weiteren sprach für Tiné, dass der Bürgermeister seine volle Unterstützung wohlwollend zugesagt hatte, bereits Land zur Verfügung stellte und mittlerweile alle benötigten Genehmigungen beschafft hat.

Das Schulgebäude

Die Schule soll ein festes Gebäude aus den landesüblichen Materialien werden, zunächst mit zwei Klassenräumen à 6x8m, sowie einem Lehrerzimmer, einem Schuldirektorbüro sowie einem Lagerraum.

Für den Schulbau ist eine Kommission von fünf Lehrern gebildet worden, teilweise aus Tiné, teilweise aus dem Flüchtlingslager kommend, die für den Bau verantwortlich sein werden. Diese sind Osman Ahmed Tiggo, Muhammed Saleh Omar Nour, Bukhit Hashim Tomoni, Hussein Hashim Obe und Abdelrahman Mahmoud Dugod. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen sind, kann bereits in den nächsten Tagen mit dem Bau begonnen werden. Dafür werden zunächst etwa 150.000 Lehmziegel benötigt, die aus Lehm, Steinen und Sand des nahe gelegenen Wadi-Betts in der Sonne getrocknet werden müssen. Haben diese nach einiger Zeit in der Sonne eine Festigkeit erreicht, kann mit dem Mauern begonnen werden. Materialien wie Zement, Stahl und Wellblech für die Dachkonstruktion werden nach Bedarf aus der Hauptstadt geliefert. Wenn alles ohne Komplikationen verläuft, kann die Schule bereits in einigen drei Monaten fertig gestellt werden, so dass der Schulunterricht so schnell wie möglich aufgenommen werden kann. Zur Durchführung dieses Projekt werden die Spendengelder der verschiedenen großzügigen Spender der letzten Monate verwendet werden mit dem Ziel, die Schulbildung der Flüchtlingskinder aus Darfur in der Region um Tiné weiter voran zu treiben, zu verbessern und zu erweitern.

Grundriss und Seitenansicht des Schulbaus

Schulbildung: bessere Berufschancen der Kinder

Die Schulbildung ist eine wichtige Voraussetzung für eine Zeit nach dem Krieg, auf bessere Berufschancen der Kinder. Denn sie bestimmt die Zukunft der einzelnen Schülern, derer Familien, der Region und des Landes.

Der Darfur-Hilfe-Verein versucht,  dies bestmöglich zu unterstützen und zu fördern. Daher bedankt sich der Verein auch im Namen der Lehrer und Schüler der Darfur-Flüchtlinge in Tiné und Am Nabak bei allen Spendern für ihre Zuwendungen, welche die Realisierung dieses Projektes möglich machen!
Einen Bericht zur Fertigstellung der ersten Räume der neuen weiterführenden Schule in Kürze!

Meike Meerpohl

Bericht 2008: Fertigstellung des Schulbaus, März 2008

Blick auf den Schulneubau in Tine (Screenshot aus einem Video)#

Nun ist es soweit, die ersten Klassenräume der neuen Schule wurden errichtet und sind fertig gestellt. Jetzt kann gefeiert werden.

Vorbereitung des neuen Baus

Im Oktober 2007 war der Bau vorbereitet worden: Ein Standort wurde festgelegt, eine Kommission von für den Bau verantwortlichen Lehrern gegründet, eine Vertrauensperson in der Hauptstadt ernannt, ein Bauleiter gefunden und Material beschafft worden. Damit konnte die Bauphase beginnen.

Viel Eigenverantwortung für Darfuris

Da es in dieser Zeit niemandem aus dem Darfur- Hilfe Verein e.V. möglich war im Tschad zu sein, waren die Lehrer und Verantwortlichen auf sich selbst gestellt, eine Schule nach Vorschlägen und Ideen des Darfur-Hilfe-Vereins zu errichten. Bauskizze des Schulgebäudes in TinéSie waren mitverantwortlich, dass der Schulbau gelingen würde. Der beste Weg zur Selbsthilfe ist die Einbindung der Betroffenen selbst in die Verantwortung, Mitbestimmung und Mitarbeit. Das ist gelungen.
Denn innerhalb von drei Monaten wurde der neue Schulbau fertig. Für ein Land wie dem Tschad, mit fehlender Infrastruktur, eigenen politischen Problemen und Korruption, ist dies eine Höchstleistung! Zwei Klassenräume sowie ein Lehrerzimmer, eines für den Schuldirektor und einen Lagerraum, umfasst der Bau zunächst.

Erstmals Schulräume für weiterführenden Unterricht in Tiné

Die KlassenräumeNeues Schulgebäude mit Jeep davor; Screenshot aus einem Video sollen den Schülern Platz geben, die bereits ihre Grundschulbildung abgeschlossen haben und in der Flüchtlingsregion bisher nicht weiter zur Schule gehen konnten. Weiterführende Schulen gab es bisher nur im Sudan.
Statt Nichtstun wählten einige Jungen die Rebellen, einige der Mädchen und Jungen wurden zu Verwandten in sudanesische Großstädte zu weiterführenden Schulen geschickt (entfernt von den eigenen Eltern), während der Großteil von ihnen zwischen Staub, Hitze und Sandstürmen weiterhin auf eine Besserung der Lage wartete.
Hier wollte der Darfur- Hilfe Verein e.V. eingreifen, den Schülern eine Perspektive geben und die Schulbildung weiter fördern. Dies ist mit einem neuen Schulbau realisiert worden.

Schrittweiser Ausbau der Schule geplant

Da mittlerweile verschiedene Jahrgänge der achten Klassen in Wartestellung sind, soll die Schule mit ihnen langsam wachsen. Die ersten zwei Klassenräume der neuen Schule sollen dem ersten Jahrgang, der neunten Klasse, Platz geben und in den nächsten Jahren durch weitere Klassenräume erweitert werden.

Vorbereitungen für das Schuljahr laufen

Zur Zeit befindet sich das Schuljahr in seiner Mitte, so dass noch etwas Zeit bleibt, die noch fehlenden Lehrer, Lehrmaterial, Schulbücher und alle weiteren benötigten Utensilien zu organisieren, damit das neue Schuljahr nach der Regenzeit erfolgversprechend beginnen und möglichst vielen Schülern eine hoffnungsvolle Vision geben kann. Da sich Frustration, Hoffnungslosigkeit und Wut unter den betroffenen Flüchtlingen aufgrund einer sich nicht bessernden Lage immer mehr ausbreitet, was sich auch auf die Kinder überträgt, verleben die Kinder ihre jungen Jahre unter den schwierigsten Umständen in einer angespannten Atmosphäre. Um ihnen einen kleinen Hoffnungsschimmer, eine Besserung auf ihre Berufschancen in ihrer Zukunft, die mit einer entsprechenden Ausbildung beginnt, geben zu können, setzt sich der Darfur- Hilfe Verein e.V. auch weiterhin dafür ein, diese Kinder zu unterstützen.
Mit seinen bisherigen Beiträgen für eine bessere Grundschulbildung mit Bücherlieferungen, Ausstattung der Grundschulklassen und nun dem Bau einer neuen weiterführenden Schule hat er die Grundlagen dafür gelegt. Sie sollen auch in Zukunft unterstützt und weitergeführt werden.

Dank an die SpenderInnen

Bisheriges war und Weiteres ist natürlich nur durch die zahlreichen Spenden der großzügigen Spenderinnen und Spender möglich, bei denen sich der Darfur- Hilfe Verein e.V. im Namen der Schüler, Lehrer und Verantwortlichen in Tine/ Tschad herzlich bedankt. Ohne diese Spenden wären die Unterstützungen in den letzten Jahren und der neue Bau unmöglich gewesen und so hoffen wir, dass sich auch in Zukunft zahlreiche SpenderInnen finden, die unsere Projekte weiterhin realisierbar machen.
In aller Namen Herzlichen Dank!

Meike Meerpohl 

Bericht 2009 zum Schulprojekt in Tiné

Grundriss Seitenansicht des Schul-Neubaus in Tiné

Durch die verschiedenen Spendengelder im letzten Jahr konnte in Tiné ein Schulbau mit zwei Klassen und drei kleineren Büros realisiert werden. Neben den drei bestehenden Grundschulen in Tiné soll diese neu errichtete Schule den Standort einer fortführenden Schule darstellen. Innerhalb des vergangenen Jahres haben die ersten Klassen in dem neuen Schulbau Einzug erhalten und konnten den ersten Unterricht dort wahrnehmen. Während die Grundschulen bisher nur bis zur siebten Klasse gingen, fanden sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse acht in den beiden neuen Schulräumen ein.

Da das sudanesische Schulsystem eine zentrale Prüfung nach der achten Klasse verlangt, um die Vorraussetzungen für die weiterführende Schule zu prüfen, endeten die Klassen in Tiné bisher nach der siebten Klasse. Der Hauptgrund war hier in erster Linie die nicht geklärte zentrale Abnahme der Prüfung von sudanesischer Regierungsseite. Da sich diese Schule sowie die Schulen in den Flüchtlingslager, die von UNICEF betrieben werden, aber auf tschadischem Boden befinden und hier das tschadische Schulsystem greift, war eine zentrale Abnahme nach der achte Klasse für sudanesische Flüchtlingsschüler bisher nicht möglich.

Die umfangreichen Bemühungen, die sudanesischen Schulen im Tschad von der sudanesischen Regierung anerkennen zu lassen, stellte sich – wie sich vielleicht vorstellen lässt – sehr schwierig und langwierig heraus. Dies ist nun endlich besiegelt und damit ein wichtiger Meilenstein erreicht worden. Ab diesem Schuljahr können die Prüfungen nach der achten Klasse an der Schule in Tiné abgenommen werden, die die Schüler befähigt auch weiterhin einer Schulbildung nachzugehen. Zurzeit befindet sich die erste achte Klasse in dem neuen Gebäude in Tiné und bereitet sich auf diese Prüfung vor. Wir wünschen ihr viel Glück!
In diesem Jahr war es dem Darfur-Hilfe Verein e.V. erneut möglich, Gelder nach Tiné zu senden, um die Schule auch weiterhin zu unterstützen. Nachdem die Lehrer in Tiné vielfach zusammen saßen und beratschlagten, was dringend für die neue Schule benötigt wird, erfragten sie nach Geldern für eine Mauer, die um die Schule herum gebaut werden sollte. Da das neue Schulgebäude bisher im offenen Raum steht, wird der Unterricht immer wieder von Ziegen und Schafen gestört, die in der näheren Umgebung nach Futter suchen. Um das Gebäude vor Tieren und anderen Eindringlingen schützen zu können, soll noch in den nächsten Monaten  mit den bereits gesendeten Geldern eine Mauer mit den Ausmaßen 150m x 150m errichtet werden. Sobald die Mauer um die Schule herum errichtet wurde, sollen sanitäre Anlagen und im Schattenstehende Wasserbehälter für einen reibungslosen Schulablauf folgen. In weiterer Zukunft könnten zwei weitere Schulräume folgen, um noch mehr Schülern die Möglichkeit zur achten Klasse bieten zu können. Entgegen der Planungen eine vollständige, weiterführende Schule bis Klasse zwölf zu errichten, wird sich die Schule zunächst auf die achten Klassen konzentrieren müssen, da zurzeit nicht genügend Lehrer für den anspruchsvolleren Unterricht der höheren Klassen zur Verfügung stehen. So müssen die Schüler zunächst weiterhin zur weiterführenden Schule in die sudanesische Schule der tschadischen Hauptstadt N’Djaména oder in eine Stadt im Sudan zu Verwandten gehen, bis auch dieses Problem geklärt werden konnte. Der Gedanke einer weiterführenden Schule ist deshalb nicht komplett et acta gelegt, sondern Überlegungen einer möglichen Problemlösung gehen weiter. Auch soll überlegt werden, ob die vier Grundschulen der Ortschaft an den Standort des neuen Schulgebäudes umgesiedelt werden, damit die Lehrer einfacher zwischen den Klassen wechseln und effektiver unterrichten können und die Schulbildung in Tiné an einem Standort stattfindet. So könnte der Standort eventuell auch für höher ausgebildete Lehrer attraktiver werden.

Ausblick

In diesem Sinne wird unser Projekt auch in der nächsten Zeit vor Ort Zuspruch bekommen, sich weiter entwickeln und wachsen. Um dies realisieren zu können, bedarf es weiterhin die Unterstützung vieler SpenderInnen und Spender, ohne die auch das jetzige Projekt nie zu Stande gebracht worden wäre. Für all die kleinen und großen Spenden bedankt sich der Darfur-Hilfe Verein e. V. daher bei allen Spenderinnen und Spendern im Namen aller Schülerinnen und Schüler, aller Lehrerinnen und Lehrer sowie aller beteiligten Personen im Tiné und hofft auf ein fruchtbares Projekt auch in näherer sowie in weiterer Zukunft!

Für den Verein
Meike Meerpohl

Abschlussbericht über die Reise unseres Vereinsmitglieds Fadul Andusa nach Tiné Tschad vom 24.05. bis 27.06.2011

Im ersten Teil des Abschlussberichtes beschäftigt sich Fadul Andusa mit der Situation der von der Darfur-Hilfe e. V. gebauten Schule sowie der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage in dieser Region.
Im zweiten Teil des Berichtes wird erläutert, in welcher Form unser Verein mit Hilfe der Spendengelder die Förderung unserer Schule und des Umfeldes  in Tiné fortgesetzt hat.
(1) Ein Blick auf die Schule von außen
Man sieht die Mauer, die aus Ziegelsteinen gebaut ist. Sie ist ca. 2 Meter hoch,  nördlich der Mauer findet man drei Räume. Das sind die Toiletten, eine für die Lehrer, eine für die Schüler, und die dritte ist für die Mädchen und Lehrerinnen gebaut, jedoch leider ohne Tür .
Auf der Südseite befindet sich der Kindergarten: Ein Raum aus Stroh gebaut, das jedoch nicht so dicht gebündelt ist und somit nur eingeschränkt Schutz vor der intensiven Sonnenstrahlung gibt.
In diesem „Strohhaufen“ befinden sich kleine Kinder, das Älteste von ihnen ist fünf Jahre alt.  Es gibt kaum Material, mit dem sich diese kleinen Kinder beschäftigen können. In Sudan ist es üblich, dass auch schon im Kindergarten unterrichtet wird. Es fehlt jedoch in diesem sogenannten Kindergarten an allem: keine Tafel, kein Lehrmaterial, keine Kreide.
(2) Inneres der Schule
Innerhalb des Schulgeländes befinden sich im Norden die von der Darfur Hilfe e. V. gebauten Gebäude, die aus vier Räumen bestehen: Ein Lehrerraum, ein Raum für die Lehrerinnen, ein Unterrichtsraum sowie ein Lagerraum.
Auf der Westseite findet man fünf Klassenräume, aus Lehm gebaut. Südlich findet man ein paar Klassenräume und Wasserbehälter, die ohne Sonnenschutz sind.

Politische Situation:

Die sudanesische Regierung bombardiert nach wie vor die Bevölkerung bzw. die Dörfer und terrorisiert die Flüchtlinge. Sie kommen bewaffnet zu den Flüchtlingslagern und bedrohen sie.
Die Darfuris selbst sind nicht in der Lage, sich zu einigen. Jede Ethnie hat ihre eigene Bewegung und bekämpft die Regierung auf ihre Art. Das verursacht viele Probleme, man bekämpft sich gegenseitig, anstatt zusammen gegen die Mächtigen zu kämpfen.

Ökonomisch:

Das Leben in den Flüchtlingslagern ist sehr traurig. Es fehlt an allem: Arbeit, Geld und Beschäftigungsmöglichkeiten für Männer. Vor dem Krieg besaßen die Darfuris alle Arten von Tieren. Sie konnten  eigenständig ihren Lebensunterhalt sichern , sie reisten sogar nach Libyen und in andere arabische Länder, um Arbeit zu suchen. Dies ist heute nicht mehr möglich.

Soziales:

Es findet ein Gesellschaftsverfall aufgrund der Feindseligkeit zwischen den ethnischen Gruppen statt. Das friedliche Leben ist zerstört, unter anderem wurde diese Situation durch die unterschiedlichen politischen Gruppierungen herbeigeführt.
Es ist ein schleichender Zerfall der Moral aufgrund der Armut und Arbeitslosigkeit zu beobachten. Sicher es ist für die muslimische Gesellschaft sehr schwer, eine unverheiratete Frau, die ein Kind zur Welt bringt, zu akzeptieren. Sie geben nicht nur der Frau, sondern auch dem Kind die Schuld. Das Kind wird schlecht behandelt und lebt von Anfang an in einer Randgruppe. Die Mütter dieser Kinder werden nicht mehr heiraten, das hat negative Konsequenzen für sie und ihr Kind. Die gesamte Sozialstruktur dieser Region ist zerstört und es wird lange dauern, bis wieder ein einigermaßen normales Leben möglich ist.
Aktuelle Situation unserer Schule sowie die Aktivitäten von Fadul Andusa zur Verbesserung der Situation:

Es gibt drei Schulen in Tiné, die von unserem Verein Unterstützung erwarten
–    Alnour Schule mit ca. 650 Schüler und Schülerinnen
–    Almustagbal Schule mit ca. 600 Schüler und Schülerinnen
–    Kifah Schule mit ca. 700 Schüler und Schülerinnen

Die Schulgebühren betragen 15.000 sudanesischer Pfund (ca. 3 Euro) monatlich für jedes Kind (dies ist einheitlich in allen Schulen in Tine). Zusätzlich müssen die Kinder das erforderliche Lehr- bzw. Lernmaterial kaufen (ausgenommen sind die Kinder der Kifah Schule, da das Material in dieser Schule von der Darfur Hilfe e.V. bereit gestellt wurde).

Die zentrale Prüfung für den Übergang von der Basis- zur Oberschule (also ab Klasse 9) haben alle Kinder der Kifah Schule bestanden. Die beiden Schulen in Tine sind auch im Verhältnis zu allen anderen Schulen im gesamten Darfur sehr erfolgreich.

Der Bauzustand der beiden Schulen (Almustagbal & Alnour) ist sehr miserabel. Demgegenüber ist die Kifah-Schule in einem guten bis sehr guten Zustand.

Die von unserem Verein gebauten Klassenräume, die von der im vorletzten Jahr gebauten Mauer umgeben sind, werden von der Kifah-Schule benutzt. Dies geschah mit Einvernehmen der anderen Schule, weil die Kifah-Schule ihre Räume in der Nähe der gebauten Klassenräume hatte.

Fadul Andusa hatte ein Budget von 11.500 € Spendengelder, die für Investitionen vor Ort verausgabt werden konnten. Er sprach in Tine mit den Lehrerinnen und Lehrern, um gemeinsam mit ihnen die  Prioritäten festzulegen und die Umsetzung der Kauf- oder Bauvorhaben selbst durchzuführen.
Folgendes Material wurde gekauft: Tafel, Tische, Kreide, Schränke, Stühle, Matten etc. Außerdem hatte das Komitee den Wunsch, auch die Räumlichkeiten für den Kindergarten sowie die Küche zu erneuern bzw. überhaupt zu bauen, so dass auch ein Teil der Gelder in den Bau dieser Gebäude geflossen ist.

Nach dem Besuch unseres Mitglieds Fadul Amir Andusa Mitte 2011 in Tine/Darfur, bei dem wir Spendengelder in Höhe von 15.000 Euro für den Kauf von Schulmaterial, für den Bau von Gebäuden sowie für die Reisekosten (siehe Bericht 2011/12) verwendet hatten, war es uns aufgrund der schwierigen und unsicheren Lage bis 2014 leider nicht möglich, einen weiteren Besuch dort abzustatten bzw Gelder zu der Schule zu transferieren. Selbst die Telefonleitungen funktionierten zeitweise nicht. 

Gott sei Dank hat sich diese Situation wieder entspannt und wir stehen seit Ende letzten Jahres wieder in intensiveren Kontakt mit den Verantwortlichen vor Ort. Wir konnten im Dezember 2014 mit Hilfe eines Sudanesen, der nach Khartoum geflogen ist, Geld mitgeben, das er dort einer Verbindungsperson zu unserem Schulprojekt übergeben hat. So kann jetzt dem Wunsch der Schule entsprochen werden und weiteres Schulmaterial -Bücher, Kreide, Tafeln- sowie Wasserbehälter gekauft werden. Im Dezember 2014 haben wir aktuelle Bilder erhalten, auf denen die Schülerinnen und Schüler der Schule zu sehen sind. Zum einen stehen einige jüngere Kinder vor dem Schild der Darfur-Hilfe. Zum anderen sind Schülerinnen und Schüler zu sehen, die die von uns gekauften Schulbücher hoch halten. Derzeit besuchen 1060 Schülerinnen und Schüler (650 Mädchen und 410 Jungen) die Schule. Es gibt 12 Klassen, davon werden 2 Klassen der Mittelstufe in dem  Schulgebäude der Darfur-Hilfe unterrichtet. Darüber hinaus gibt es 10 provisorische Klassenräume auf dem Schulgelände. Es gibt 10 Lehrerinnen und 8 Lehrer. Bei den Zentralprüfungen der Mittelstufe erzielten die Schülerinnen und Schüler der Schule die besten Ergebnisse in der Region Norddarfur.
Die Lehrerinnen und Lehrer haben sich für diese große Hilfe aus Deutschland sehr bedankt.

Einführung

Endlich – nach 6 Jahren konnten zwei Mitglieder unseres Vereins wieder nach Tine/Tschad reisen, um unser Schulprojekt vor Ort zu besuchen. Die Schule mit dem Namen El Keffah wurde 2005 eingerichtet, um geflüchtete Kinder aus Darfur/Sudan eine Schulbildung zu ermöglichen. Die unsichere Lage in diesem Gebiet verhinderte in den letzten Jahren eine Reise dorthin. Erstmals hat unser Mitglied Doris Heineck die Gelegenheit gehabt, die Schule kennenzulernen und mit den Verantwortlichen über die weitere Entwicklung zu sprechen. Fadul Andusa, die zweite Person, war 2011 das letzte Mal für den Verein in Tine gewesen.

 

Anreise nach Tine – ein langer Weg….

Die Anreise dauert lange: Wir sind von Frankfurt über Addis Abeba/Äthiopien nach N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad geflogen. Der Flug dauerte insgesamt ca. 10 Stunden. Dort verbrachten wir die ersten Tage, führten u.a. Gespräche mit Mohamed Daoud, der unseren Verein in der Vergangenheit immer wieder unterstützt hat. So war er z. B. verantwortlich für den Bau des ersten Schulgebäudes in 2008. Er hat uns wertvolle Tipps gegeben, wie wir die Spendengelder, die wir für das Schulprojekt mitgebracht haben, sinnvoll einsetzen können.
Nach 3 Tagen sind wir von N’Djamena mit dem Bus nach Abeche gereist. Die Fahrt dauerte ca. 10 Stunden. Ein großer Vorteil ist, dass seit einigen Jahren eine asphaltierte Straße zu dieser Stadt im Osten von Tschad führt. Fadul Andusa und auch Meike Meerpohl, die für uns in der Vergangenheit das Schulprojekt vor Ort mehrmals besuchten, meinten, dass dies zu ihrer Zeit noch nicht der Fall gewesen sei. Auffällig ist, dass es -wie vermutlich in vielen anderen afrikanischen Ländern- einen deutlichen Unterschied zwischen der Hauptstadt und den ländlichen Gebieten gibt. Im Gegensatz zur Hauptstadt scheint der Lebensstandard in den Dörfern deutlich niedriger zu sein. In Abeche angekommen, ging es in den frühen Morgenstunden mit einem Geländewagen weiter nach Tine. Wir hatten das Glück, dass ein Verwandter von Fadul, der in Abeche lebt, zur gleichen Zeit dorthin fahren musste und uns mitnehmen konnte. Für 300 km benötigten wir ca. 9 Stunden, da dieser Weg nicht mehr asphaltiert ist. Es handelt sich um eine steinige, manchmal sandige „Piste“.

 

Hintergrundinformationen zu dem Ort Tine

Tine ist eine Stadt, in der sehr viele geflüchtete Menschen aus Darfur/Sudan leben. Es ist schwierig einzuschätzen, wie hoch die Einwohnerzahl ist, vermutlich sind es mehrere Tausend. Die Mehrzahl der Häuser ist aus Lehm gebaut, es gibt keine Stromversorgung, es herrscht Wasserknappheit. Es gibt einen großen Markt in Tine, auf dem man von Lebensmitteln über Kleider bis hin zu technischen Geräten wie Handys etc. alles erhalten kann. Die Frage stellt sich, wer sich die angebotene Ware leisten kann. Auch der Handel mit Tieren (Kamele, Ziegen) nimmt einen großen Platz ein. Neben dem Handel gibt es nur wenige andere Arbeitsmöglichkeiten in Tine. Menschen bewirtschaften Felder, um Gemüse und Obst für den eigenen Verbrauch und zum Teil für den Markt anzubauen.

 

Daten zur Schule

An der Schule befinden sich aktuell 1170 Schüler*innen (510 Mädchen und 660 Jungen) und 103 Vorschulkinder. Es ist eine gemischte Schule, die von Mädchen und Jungen gemeinsam besucht wird. Es gibt 18 Klassen. Die größte Klassen (eine 3. Klasse für Mädchen) besteht aus 83 Schülerinnen. Die niedrigste Zahl an Schülern hat eine 4. Klasse mit 51 Jungen. 9 Lehrerinnen und 17 Lehrer unterrichten an der Schule. Einige der ehemaligen Schüler*innen studieren mittlerweile an einer der Universitäten in Khartoum/Sudan.

 

Besuch unserer Schule El Keffah

Nach der Anreise nach Tine besuchen wir an einem Samstag frühmorgens erstmalig die Schule. Es kommen gerade die ersten Kinder in die Schule. In der Woche, in der wir zu Besuch sind, finden die zentralen Prüfungen statt. Die Schule arbeitet nach dem sudanesischen Lehrplan. Die Prüfungsaufgaben werden zentral von dem Bildungsministerium in Sudan erstellt.

 

Lehrer*innenkollegium, Herzlicher Dank an die Unterstützer*innen aus Deutschland, Wünsche und Bedarfe

Mohamed Saleh Omer, der Direktor der Schule, begrüßt uns im Namen des gesamten Lehrer*innenkollegiums. Er bedankt sich herzlich für die Unterstützung in den letzten 13 Jahren durch unseren Verein aus Deutschland. Viele der Kinder aus Flüchtlingsfamilien hätten sonst vermutlich keine Schule besuchen können.

Sie sind sehr dankbar, dass wir trotz aller Schwierigkeiten den langen Weg von Deutschland nach Tine angetreten sind. Es zeige ihnen, dass wir sie nicht vergessen haben.

Folgende Wünsche und Bedarfe bestehen aktuell an der Schule:

1) Verbesserung der Lehrer*innengehälter

2) Renovierung der Klassenräume

3) Bau von besseren Toiletten (diese sind wirklich in einem schlimmen Zustand, siehe unten stehende Bilder)

4) Verbesserung der Wasserversorgung

5) Erweiterung der Schulmauer, da die Schule an ihre Kapazitätsgrenzen stößt (hier müssen noch die Besitzverhältnisse mit den Verantwortlichen vor Ort geklärt werden)

6) Bedarf an Computer und Drucker

7) Ausstattung der Klassenräume (Matten, Tafeln), der Lehrer*innenräume (Stühle, Tische, Schränke…)

8) Renovierung und Ausbau der beiden Vorschulklassen

9) Anschaffung von Unterrichtsmaterial (Stifte, Hefte, etc.) für Schule und Vorschule

10) Geld für Transport und Verpflegung, der Schüler*innen, die nach der 8. Klasse in Tine/Sudan eine Prüfung ablegen müssen, um eine weiterführende Schule besuchen zu können (Aufenthalt von ca. 10 Tage

Wir erklären allen, dass wir ein kleiner Verein sind, der vor allem von einzelnen Menschen in Deutschland unterstützt wird. Es gibt keine andere Organisation bzw. die Regierung, die uns unterstützt. Deshalb ist es wichtig, Prioritäten bei der Umsetzung der Wünsche zu setzen, da wir nicht so viele Mittel zur Verfügung haben.

Der Direktor teilt uns mit, dass es für die Schule wichtig wäre, dass man die Arbeit des Lehrer*innenkollegiums anerkennt, z. B. in dem man allen eine einmalige finanzielle Unterstützung zukommen lässt. Das kann unserer Verein dank der Spender*innen aus Deutschland leisten und wir vereinbaren, jedem/jeder Lehrer*in einen einmaligen Betrag in Höhe von 1.200 Sudanesischen Pound (das entspricht ca. 40-50 Euro) zu übergeben. Somit geben wir ca. 1.200 Euro von dem gespendeten Geld für die finanzielle Anerkennung der Leistung der Lehrer*innen, dem Hausmeister und der Hauswirtschaftlerin aus.

Gespräch mit Elternvertretern, Schüler*innenvertretung und einem Teil der Lehrer*innen, Großer Dank an die Spender*innen aus Deutschland

Besonders wichtig ist es uns, von Schülerinnen und Schülern sowie von Eltern zu erfahren, wie sie die Situation der Schule beurteilen und welche Wünsche sie haben. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass ein weiteres Treffen mit 12 Schüler*innen, mit 3 Elternvertretern und einer kleiner Gruppe von Lehrer*innen trotz der Prüfungswoche stattfinden kann.

Wir beginnen damit, die Schüler*innen zu fragen, was Ihnen an der Schule gut gefällt und was verbessert werden könnte. Anfänglich sind die Kinder/Jugendlichen sehr zurückhaltend, aber nach und nach melden sich die Schüler*innen und formulieren folgende Aussagen und Wünsche:

Eine Schülerin meint, dass alles an der Schule gut sei.

Andere Schülerinnen und Schüler meinen, dass die Klassen schrecklich seien, da sie zu klein sind. Es fehlen Stühle und Tische.

Die Toiletten seien in einem unmöglichen Zustand.

In den Klassenräumen fehlen Matten.

Es werden mehr Bücher und Hefte benötigt.

Es wäre schön, wenn jedes Schulkind eine Uniform tragen könnte. Ein Junge meint, dass die Schule eine Schuluniform hat, sich diese jedoch viele Schüler*innen nicht leisten können.

Ein anderer Schuljunge sagt, dass es eine Fußballmannschaft gibt, jedoch fehlen den Spielern Trikots und Hosen.

Die Elternvertretern bedanken sich nochmals für unser Kommen. Wir hätten viele Schwierigkeiten auf uns genommen, um nach Tine zu kommen. Sie bedanken sich bei der Darfur-Hilfe und bei der deutschen Bevölkerung, die für die Schule gespendet hat. Sie beschreiben die Situation der geflüchteten Menschen in den Jahren 2004 und 2005, die nicht einfach war. Dank der von uns gebauten Schule haben wir dazu beigetragen, dass wir den Kindern eine Zukunft ermöglichen.

Gemeinsam mit dem Kollegium, den Elternvertretern, unserer Vertrauensperson vor Ort und dem Direktor haben wir eine Prioritätenliste erstellt, welche Renovierungsarbeiten und Anschaffungen mit den vorhandenen Spenden erfolgen sollen.

 

Insgesamt haben wir 295.685,00 SP, das entspricht 7.582 Euro an die Schule für die geplanten Vorhaben übergeben!

 

Zusammenfassung, abschließende Worte, Ausblick

Der Besuch unserer Schule in Tine war dringend erforderlich. Wir hätten nicht geglaubt, was unsere Anwesenheit für die Menschen vor Ort bedeutet. Es motiviert sie trotz widriger Umstände, ihre Arbeit für die Zukunft der Kinder engagiert fortzusetzen. Wir sind beeindruckt von diesem außerordentlichen Engagement der Lehrer*innen, des Direktors und der Eltern. Ihnen allen ist bewusst, dass eine gute Schulbildung das Fundament für die Zukunft der Kinder darstellt.

Deshalb haben sie in den Gesprächen immer wieder ihre Dankbarkeit gegenüber unserem Verein, den deutschen Spender*innen zum Ausdruck gebracht. Dank dieser Unterstützung ist es möglich, dass an dieser Schule mittlerweile ca. 1300 Kinder unterrichtet werden können. Wir haben den Eltern, den Lehrer*innen und den Schulkindern versprochen, auch weiterhin die Menschen in Deutschland über die schwierige Situation der geflüchteten Menschen in dieser Region zu informieren. Wir werden über das Schulprojekt berichten, das viel dazu beigetragen hat, dass sich die Situation für Kinder und Jugendliche verbessert, sie eine gute Schulbildung erhalten und damit Perspektiven für ihr weiteres Leben erhalten. Wir möchten an dieser Stelle nochmals allen bisherigen Unterstützer*innen und Spender*innen danken. Ohne Sie wäre das alles nicht möglich gewesen.