Lehrer*innenkollegium der El-Keffah-Schule

Einführung
Endlich – nach 6 Jahren konnten zwei Mitglieder unseres Vereins wieder nach Tine/Tschad reisen, um unser Schulprojekt vor Ort zu besuchen. Die Schule mit dem Namen El Keffah wurde 2005 eingerichtet, um geflüchtete Kinder aus Darfur/Sudan eine Schulbildung zu ermöglichen. Die unsichere Lage in diesem Gebiet verhinderte in den letzten Jahren eine Reise dorthin. Erstmals hat unser Mitglied Doris Heineck die Gelegenheit gehabt, die Schule kennenzulernen und mit den Verantwortlichen über die weitere Entwicklung zu sprechen. Fadul Andusa, die zweite Person, war 2011 das letzte Mal für den Verein in Tine gewesen.

Anreise nach Tine – ein langer Weg….
Die Anreise dauert lange: Wir sind von Frankfurt über Addis Abeba/Äthiopien nach N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad geflogen. Der Flug dauerte insgesamt ca. 10 Stunden. Dort verbrachten wir die ersten Tage, führten u.a. Gespräche mit Mohamed Daoud, der unseren Verein in der Vergangenheit immer wieder unterstützt hat. So war er z. B. verantwortlich für den Bau des ersten Schulgebäudes in 2008. Er hat uns wertvolle Tipps gegeben, wie wir die Spendengelder, die wir für das Schulprojekt mitgebracht haben, sinnvoll einsetzen können.
Nach 3 Tagen sind wir von N’Djamena mit dem Bus nach Abeche gereist. Die Fahrt dauerte ca. 10 Stunden. Ein großer Vorteil ist, dass seit einigen Jahren eine asphaltierte Straße zu dieser Stadt im Osten von Tschad führt. Fadul Andusa und auch Meike Meerpohl, die für uns in der Vergangenheit das Schulprojekt vor Ort mehrmals besuchten, meinten, dass dies zu ihrer Zeit noch nicht der Fall gewesen sei. Auffällig ist, dass es -wie vermutlich in vielen anderen afrikanischen Ländern- einen deutlichen Unterschied zwischen der Hauptstadt und den ländlichen Gebieten gibt. Im Gegensatz zur Hauptstadt scheint der Lebensstandard in den Dörfern deutlich niedriger zu sein. In Abeche angekommen, ging es in den frühen Morgenstunden mit einem Geländewagen weiter nach Tine. Wir hatten das Glück, dass ein Verwandter von Fadul, der in Abeche lebt, zur gleichen Zeit dorthin fahren musste und uns mitnehmen konnte. Für 300 km benötigten wir ca. 9 Stunden, da dieser Weg nicht mehr asphaltiert ist. Es handelt sich um eine steinige, manchmal sandige „Piste“.
Hintergrundinformationen zu dem Ort Tine
Tine ist eine Stadt, in der sehr viele geflüchtete Menschen aus Darfur/Sudan leben. Es ist schwierig einzuschätzen, wie hoch die Einwohnerzahl ist, vermutlich sind es mehrere Tausend. Die Mehrzahl der Häuser ist aus Lehm gebaut, es gibt keine Stromversorgung, es herrscht Wasserknappheit. Es gibt einen großen Markt in Tine, auf dem man von Lebensmitteln über Kleider bis hin zu technischen Geräten wie Handys etc. alles erhalten kann. Die Frage stellt sich, wer sich die angebotene Ware leisten kann. Auch der Handel mit Tieren (Kamele, Ziegen) nimmt einen großen Platz ein. Neben dem Handel gibt es nur wenige andere Arbeitsmöglichkeiten in Tine. Menschen bewirtschaften Felder, um Gemüse und Obst für den eigenen Verbrauch und zum Teil für den Markt anzubauen.

Daten zur Schule
An der Schule befinden sich aktuell 1170 Schüler*innen (510 Mädchen und 660 Jungen) und 103 Vorschulkinder. Es ist eine gemischte Schule, die von Mädchen und Jungen gemeinsam besucht wird. Es gibt 18 Klassen. Die größte Klassen (eine 3. Klasse für Mädchen) besteht aus 83 Schülerinnen. Die niedrigste Zahl an Schülern hat eine 4. Klasse mit 51 Jungen. 9 Lehrerinnen und 17 Lehrer unterrichten an der Schule. Einige der ehemaligen Schüler*innen studieren mittlerweile an einer der Universitäten in Khartoum/Sudan.

Besuch unserer Schule El Keffah
Nach der Anreise nach Tine besuchen wir an einem Samstag frühmorgens erstmalig die Schule. Es kommen gerade die ersten Kinder in die Schule. In der Woche, in der wir zu Besuch sind, finden die zentralen Prüfungen statt. Die Schule arbeitet nach dem sudanesischen Lehrplan. Die Prüfungsaufgaben werden zentral von dem Bildungsministerium in Sudan erstellt.

Im Folgenden sind Bilder der Schule und der Schülerinnen und Schüler im Vorfeld der Prüfungen zu sehen:

Morgendliche Aufstellung der Schülerinnen und Schüler nach Altersstufen
Zentralprüfungen
Lehrerin erläutert Prüfungsaufgaben

Gespräch mit dem Direktor und dem Lehrer*innenkollegium, Herzlicher Dank an die Unterstützer*innen aus Deutschland, Wünsche und Bedarfe

Mohamed Saleh Omer, der Direktor der Schule, begrüßt uns im Namen des gesamten Lehrer*innenkollegiums. Er bedankt sich herzlich für die Unterstützung in den letzten 13 Jahren durch unseren Verein aus Deutschland. Viele der Kinder aus Flüchtlingsfamilien hätten sonst vermutlich keine Schule besuchen können.
Sie sind sehr dankbar, dass wir trotz aller Schwierigkeiten den langen Weg von Deutschland nach Tine angetreten sind. Es zeige ihnen, dass wir sie nicht vergessen haben.

Besprechung mit Lehrerinnen und Lehrer

Folgende Wünsche und Bedarfe bestehen aktuell an der Schule:
1) Verbesserung der Lehrer*innengehälter
2) Renovierung der Klassenräume
3) Bau von besseren Toiletten (diese sind wirklich in einem schlimmen Zustand, siehe unten stehende Bilder)
4) Verbesserung der Wasserversorgung
5) Erweiterung der Schulmauer, da die Schule an ihre Kapazitätsgrenzen stößt (hier müssen noch die Besitzverhältnisse mit den Verantwortlichen vor Ort geklärt werden)
6) Bedarf an Computer und Drucker
7) Ausstattung der Klassenräume (Matten, Tafeln), der Lehrer*innenräume (Stühle, Tische, Schränke…)
8) Renovierung und Ausbau der beiden Vorschulklassen
9) Anschaffung von Unterrichtsmaterial (Stifte, Hefte, etc.) für Schule und Vorschule
10) Geld für Transport und Verpflegung, der Schüler*innen, die nach der 8. Klasse in Tine/Sudan eine Prüfung ablegen müssen, um eine weiterführende Schule besuchen zu können (Aufenthalt von ca. 10 Tage

Wir erklären allen, dass wir ein kleiner Verein sind, der vor allem von einzelnen Menschen in Deutschland unterstützt wird. Es gibt keine andere Organisation bzw. die Regierung, die uns unterstützt. Deshalb ist es wichtig, Prioritäten bei der Umsetzung der Wünsche zu setzen, da wir nicht so viele Mittel zur Verfügung haben.

Der Direktor teilt uns mit, dass es für die Schule wichtig wäre, dass man die Arbeit des Lehrer*innenkollegiums anerkennt, z. B. in dem man allen eine einmalige finanzielle Unterstützung zukommen lässt. Das kann unserer Verein dank der Spender*innen aus Deutschland leisten und wir vereinbaren, jedem/jeder Lehrer*in einen einmaligen Betrag in Höhe von 1.200 Sudanesischen Pound (das entspricht ca. 40-50 Euro) zu übergeben. Somit geben wir ca. 1.200 Euro von dem gespendeten Geld für die finanzielle Anerkennung der Leistung der Lehrer*innen, dem Hausmeister und der Hauswirtschaftlerin aus.

Gespräch mit Elternvertretern, Schüler*innenvertretung und einem Teil der Lehrer*innen, Großer Dank an die Spender*innen aus Deutschland

Besonders wichtig ist es uns, von Schülerinnen und Schülern sowie von Eltern zu erfahren, wie sie die Situation der Schule beurteilen und welche Wünsche sie haben. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass ein weiteres Treffen mit 12 Schüler*innen, mit 3 Elternvertretern und einer kleiner Gruppe von Lehrer*innen trotz der Prüfungswoche stattfinden kann.
Wir beginnen damit, die Schüler*innen zu fragen, was Ihnen an der Schule gut gefällt und was verbessert werden könnte. Anfänglich sind die Kinder/Jugendlichen sehr zurückhaltend, aber nach und nach melden sich die Schüler*innen und formulieren folgende Aussagen und Wünsche:
Eine Schülerin meint, dass alles an der Schule gut sei.
Andere Schülerinnen und Schüler meinen, dass die Klassen schrecklich seien, da sie zu klein sind. Es fehlen Stühle und Tische.
Die Toiletten seien in einem unmöglichen Zustand.
In den Klassenräumen fehlen Matten.
Es werden mehr Bücher und Hefte benötigt.
Es wäre schön, wenn jedes Schulkind eine Uniform tragen könnte. Ein Junge meint, dass die Schule eine Schuluniform hat, sich diese jedoch viele Schüler*innen nicht leisten können.
Ein anderer Schuljunge sagt, dass es eine Fußballmannschaft gibt, jedoch fehlen den Spielern Trikots und Hosen.

Die Elternvertretern bedanken sich nochmals für unser Kommen. Wir hätten viele Schwierigkeiten auf uns genommen, um nach Tine zu kommen. Sie bedanken sich bei der Darfur-Hilfe und bei der deutschen Bevölkerung, die für die Schule gespendet hat. Sie beschreiben die Situation der geflüchteten Menschen in den Jahren 2004 und 2005, die nicht einfach war. Dank der von uns gebauten Schule haben wir dazu beigetragen, dass wir den Kindern eine Zukunft ermöglichen.

Bedarfe und Wünsche: Die folgenden Bilder veranschaulichen den Bedarf an Neubau von Toiletten, Renovierungsarbeiten etc.

Toilette für Lehrer*innen

Toilette für Schulkinder

renovierungsbedürftige Klassenräume

bergabe der Spendengelder für die geplanten Vorhaben

Gemeinsam mit dem Kollegium, den Elternvertretern, unserer Vertrauensperson vor Ort und dem Direktor haben wir eine Prioritätenliste erstellt, welche Renovierungsarbeiten und Anschaffungen mit den vorhandenen Spenden erfolgen sollen.

Insgesamt haben wir 295.685,00 SP, das entspricht 7.582 Euro an die Schule für die geplanten Vorhaben übergeben!

Zusammenfassung, abschließende Worte, Ausblick
Der Besuch unserer Schule in Tine war dringend erforderlich. Wir hätten nicht geglaubt, was unsere Anwesenheit für die Menschen vor Ort bedeutet. Es motiviert sie trotz widriger Umstände, ihre Arbeit für die Zukunft der Kinder engagiert fortzusetzen. Wir sind beeindruckt von diesem außerordentlichen Engagement der Lehrer*innen, des Direktors und der Eltern. Ihnen allen ist bewusst, dass eine gute Schulbildung das Fundament für die Zukunft der Kinder darstellt.
Deshalb haben sie in den Gesprächen immer wieder ihre Dankbarkeit gegenüber unserem Verein, den deutschen Spender*innen zum Ausdruck gebracht. Dank dieser Unterstützung ist es möglich, dass an dieser Schule mittlerweile ca. 1300 Kinder unterrichtet werden können. Wir haben den Eltern, den Lehrer*innen und den Schulkindern versprochen, auch weiterhin die Menschen in Deutschland über die schwierige Situation der geflüchteten Menschen in dieser Region zu informieren. Wir werden über das Schulprojekt berichten, das viel dazu beigetragen hat, dass sich die Situation für Kinder und Jugendliche verbessert, sie eine gute Schulbildung erhalten und damit Perspektiven für ihr weiteres Leben erhalten. Wir möchten an dieser Stelle nochmals allen bisherigen Unterstützer*innen und Spender*innen danken. Ohne Sie wäre das alles nicht möglich gewesen.

Im Folgenden haben wir noch einige Bilder veröffentlicht, die die Schüler selbst gemacht haben: